Vor hundert Jahren war Deutschland noch Agrarstaat
Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts
lag der Anteil der in der Land- und
Forstwirtschaft Erwerbstätigen
bei 38 Prozent. Mit zunehmender
Industrialisierung und mit der
Entwicklung des Dienstleistungssektors
sank der landwirtschaftliche
Erwerbstätigenanteil fast kontinuierlich.
Dieser betrug Anfang der
50er Jahre 24 Prozent und im ersten
Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts
etwa 2 Prozent. 2016 lag der landwirtschaftliche
Erwerbstätigenanteil
sogar nur noch bei 1,4 Prozent.
In den letzten 100 Jahren wurden enorme Produktivitätssteigerungen erzielt
Immer mehr Menschen werden von
einem Hektar landwirtschaftlicher
Nutzfläche ernährt. Der Hektarertrag
für Weizen zum Beispiel lag
vor gut 100 Jahren bei 18,5 Dezitonnen.
Heute (Durchschnitt 2011
bis 2016) liegt der Hektarertrag mit
77,9 Dezitonnen mehr als viermal
so hoch.
Ein Landwirt ernährt heute 135 Personen
Ein Landwirt erzeugte 1900 Nahrungsmittel
in einem Umfang, um
etwa 4 Personen ernähren zu können.
1950 ernährte ein Landwirt
10 und 2016 135 Personen (ohne
Erzeugung aus Auslandsfuttermitteln).
Trotz dieser starken Produktivitätssteigerung
blieb Deutschland
stets ein Nettoimportland an Agrarund
Ernährungsgütern. 1900 lag der
Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln
bei 87 Prozent. Am
Anfang des 21. Jahrhunderts liegt
der deutsche Selbstversorgungsgrad
bei starken jährlichen Schwankungen
weiter deutlich unter 100
Prozent. Angesichts der Arbeitsteilung
in einer globalisierten
Wirtschaft und der vom Verbraucher
gewünschten Vielfalt ist der Selbstversorgungsgrad
allerdings kaum
noch von gesellschaftspolitischer
Relevanz.
Fortschritt als Ursache für enorme Produktivitätssteigerung
Die enorme Erzeugungssteigerung
hat ihre Ursache in der kontinuierlichen
Weiterentwicklung der Produktionsweisen.
Moderne Maschinen
und Ställe, die Anwendung von
Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern
sowie Zuchtfortschritte bei
Pflanzen und Tieren haben dazu
geführt, dass die Landwirte heute
wesentlich stabilere und höhere
Erträge erzielen als früher.
Leistungen enorm gestiegen
Brot und Brötchen gehören zu den
Grundnahrungsmitteln in Deutschland,
etwa 81 Kilogramm werden pro
Kopf und Jahr verzehrt. Damit ist
Deutschland in der Europäischen Union
Spitzenreiter. Dank der erheblichen
Ertragssteigerungen durch Züchtung
und Anbautechnik „wachsen“ heute
auf einem Hektar Weizen mit rund
78 Doppelzentner Ertrag etwa 9.200
Weizenbrote à 1 Kilogramm. Das Mehl
von 850 Gramm Weizen reicht zum
Backen von einem Kilogramm Brot. In
einem solchen Brot ist das Mehl von
17.000 Körnern verarbeitet worden.
Zur Ernte dieser Körnermenge hat der
Landwirt im Herbst rund 400 Körner
ausgesät. Das 40-fache kann er dann
im Sommer nach genügend Regen
und Sonne und ackerbaulicher Pflege
ernten.
Immer weniger Landwirte erzeugen immer mehr
1900 gab es im damaligen Reichsgebiet
noch über 5,6 Millionen Betriebe
mit gut 26 Millionen Hektar
landwirtschaftlicher Nutzfläche und
20,7 Millionen Großvieheinheiten
an Nutztieren. Damals waren ca.
25 Prozent der landwirtschaftlich
genutzten Fläche zur Fütterung der
Zugtiere (Pferde) notwendig. In
dem heutigen Deutschland sind es
275.400 Betriebe (2016), die rund
16,7 Millionen Hektar landwirtschaftlicher
Nutzfläche bearbeiten
und pflegen und 13,0 Millionen
Großvieheinheiten halten. 1950
waren es entsprechend noch 15,2
Millionen Großvieheinheiten. Die
aus den heute 13,0 Millionen Großvieheinheiten
resultierende Gesamterzeugung
liegt gegenüber dem
weitaus flächengrößeren Deutschland
in den Grenzen von 1900 um
ein mehrfaches höher.
Nur noch jeder siebte Euro für Nahrungs- und Genussmittel
Im langfristigen Vergleich zeigt sich
eine enorme Steigerung des Wohlstandes
der Verbraucher. Vor 100
Jahren betrug der Anteil der Ausgaben
für Nahrungs- und Genussmittel
am gesamten Konsum noch über 50
Prozent; heute beträgt dieser Anteil
nur 13,8 Prozent (ohne Genussmittel
10,6 Prozent). Dabei ist zu
berücksichtigen, dass sich Qualität
und Verarbeitung der Nahrungsmittel
enorm verbessert haben.