20.09.2022

Vor dem Hintergrund der weiteren Ausbreitung des Wolfsbestands in Deutschland und den zunehmenden Problemen im ländlichen Raum veranstaltete der Deutsche Bauernverband gemeinsam mit den Verbänden der Weidetierhalter gestern den zweiten Feldtag Wolf und Weidetierhaltung. Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Zorn in Berlin-Heiligensee wurde mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages und Mitarbeitern der Abgeordnetenbüros sowie Praktikern über die Herausforderungen der heimischen Weidetierhaltung und Pläne der Ampel-Regierung zum Wolfsmanagement diskutiert.

Der DBV-Umweltbeauftragte und Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Eberhard Hartelt, erläuterte eingangs die Probleme der Weidetierhalter angesichts der ungebremsten Ausbreitung des Wolfes in Deutschland: „Der Wolfsbestand in Deutschland wächst Jahr für Jahr um rund 30 Prozent und mit dieser Ausbreitung nehmen auch die Sorgen der Weidetierhalter zu. Viele Landwirte haben bereits Erfahrung mit Wolfsrissen machen müssen und fühlen sich hingehalten mit Versprechungen von der Politik und Forderungen nach Herdenschutzmaßnahmen.“ Herdenschutz habe Grenzen und Geld löse nicht alle Probleme, so Hartelt weiter. Zäune allein könnten keine Koexistenz zwischen Wolf und Weidetierhaltung sichern. Der DBV-Umweltbeauftragte warb bei der Politik um Berücksichtigung dieser reellen Herausforderungen und bekräftigte die langjährige Forderung des Deutschen Bauernverbandes nach der Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht, der Umstufung des Wolfes im Europäischen Naturschutzrecht und der Umsetzung eines aktiven Wolfsmanagements: „Ohne eine Regulierung des Wolfes wird es nicht gehen, insbesondere um die Akzeptanz im ländlichen Raum nicht zu verlieren. Die Umweltpolitik muss jetzt dringend die Zeichen der Zeit erkennen und zügig in die Umsetzung kommen. Immer mehr Weidetierhalter geben auf und kommen nicht mehr wieder – das ist weder im Sinne des Naturschutzes noch des Tierwohls.“

Der VDL-Vorsitzende bekräftigte die Notwendigkeit, die Sorgen der Weidetierhalter seitens der Politik endlich ernst zu nehmen. Hier werde eine Tierhaltung betrieben, wie sie sich Politik und Gesellschaft wünschen. Schnellstmöglich müssten die Inhalte des Koalitionsvertrages zum Thema Wolf und Weidetiere umgesetzt werden. Wolfsmanagement und Herdenschutz würden untrennbar zusammen gehören.

Auch der BDZ-Vorsitzende Bernd Merscher wies darauf hin, dass sich die Politik nicht aus der Verantwortung ziehen darf. Hier hätte die aktuelle Bundesregierung und insbesondere das Bundesumweltministerium eine besondere Verantwortung, wenn ihr die Weidetierhaltung wichtig sei.