02.01.2024

Nach einem in wirtschaftlicher Hinsicht auskömmlichen Wirtschaftsjahr 2022/23 sind die Erzeugerpreise seit Jahresbeginn 2023 in den wesentlichen Produktbereichen deutlich eingebrochen. Die gedämpften wirtschaftlichen Aussichten für 2023/24 drohen sich zusätzlich zu verschlechtern, weil Politik und Berufsstand derzeit über massive zusätzliche Belastungen für die Landwirtschaft streiten. Allein die von der Bundesregierung geplante Streichung der Agrardiesel-regelung und der KfZ-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge würde dem Sektor eine Zusatzbelastung von rund 920 Millionen Euro aufbürden.

Schweinemarkt
Im Laufe des Jahres 2023 haben sich die Marktturbulenzen der Vorjahre allmählich beruhigt. Mit den aktuellen Schweine- und Ferkelpreisen ist offenbar ein neues, höheres Preisniveau für die gestiegenen Produktionskosten gefunden und ausbalanciert worden. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die gestiegenen Verbraucherpreise noch einen verstärkenden Einfluss auf den weiteren Rückgang des Schweinefleischverzehrs haben werden oder ob auch hier allmählich wieder Stabilität erkennbar wird. Andernfalls wird sich der Schrumpfungsprozess des Sektors wieder beschleunigen. Sollte der Schweinepreis unter die 2 Euro-Grenze fallen, ist mit einem relativ zeitnahen beschleunigten Bestandsabbau zu rechnen. Der Lagerbestand an Schweinefleisch ist in 2023 auf einen Tiefststand gefallen. Darüber ist der Schweinebestand in den meisten EU-Ländern rückläufig. Insofern spricht vieles für ein grundsätzlich stabiles Preisniveau.

Rindermarkt
Nach den Preishöhenflügen im Jahr 2022 pendelten sich die Preise für Kuh- und Jungbullenfleisch im Jahr 2023 wieder auf einem niedrigeren Niveau ein. Das saisonale Preishoch zu Beginn des Jahres konnte das Sommerloch und den unterdurchschnittlichen Preisanstieg in der zweiten Jahreshälfte nicht ausgleichen. Für das Jahr 2024 werden weiterhin sinkende Zahlen bei den Betrieben zwischen ein und zwei Prozent erwartet, eine dennoch stabile Fleischproduktion und keine weitere Absenkung der jährlichen Durchschnittspreise, weder bei Kuh- noch bei Jungbullenfleisch. Kälber haben sich durch eine rege Nachfrage gut vermarkten lassen. Die begrenzte Verfügbarkeit von schwereren Kälbern lässt durch die guten Leistungen bei den Mästern stabile Preise für Mastkälber erwarten.

Geflügelmarkt
Der Bestand an Geflügel war im Jahr 2023 stabil. Durch gestiegene Schlachtgewichte (Hähnchen 1,1 % und Puten 2,7 %) wuchs die Geflügelfleischerzeugung aber um 1,5 %. Die bestehende Produktion wird gut am Markt abgesetzt, wobei sich überwiegend stabile Preise auf dem Putenmarkt halten. Der Konsum von Geflügelfleisch stieg um nahezu 6 % an, von 18,8 auf 19,9 kg pro Kopf. Die Prognosen für den Geflügelfleischsektor lassen produktionsseitig im neuen Jahr keine signifikanten Veränderungen erwarten. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Putenbestände weiter erholen werden, nachdem sie in den letzten Jahren gelitten hatten. Für Hähnchen wird eine marginale Steigerung der Erzeugung von etwa +1 % erwartet.

Eiermarkt
Im Jahr 2023 wurden mit 8.635 Millionen Eiern ca. 2,5 % weniger Eier als im Jahr 2022 erzeugt. Die ökologische Eiererzeugung verzeichnete ebenfalls ein Minus von 4 %. Bei den Haltungsformen überwiegt weiterhin deutlich die Bodenhaltung. Als einzige der vier Haltungsformen (Bio-, Freiland-, Boden-, Kleingruppenhaltung) konnte nur die Freilandhaltung eine um 4 % höhere Produktion verzeichnen. Die Aussichten für den Eiermarkt deuten darauf hin, dass bis zum Osterfest 2024 Knappheit herrschen wird. Obwohl in Deutschland zuletzt wieder mehr Küken geschlüpft sind, liegen die Zahlen immer noch deutlich unter dem Niveau vergangener Jahre. Die Nachfrage nach Junghennen ist zwar landesweit stark, aber es wird noch eine Weile dauern, bis sich die Situation verbessert.

Milchmarkt
Nach einem außergewöhnlichen Vorjahr mit Rekordpreisen auf Erlös- und Kostenseite hat sich der Milchmarkt im Jahr 2023 deutlich abgekühlt. So ist der Erzeugerpreis, den die Milchviehhalter von den Molkereien für konventionelle Kuhmilch in Deutschland erhielten, spürbar zurückgegangen und wird für das Jahr 2023 von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) auf rund 45 Cent/kg im bundesweiten Durchschnitt geschätzt. Im Vorjahr lag dieser dagegen noch bei 53,2 Cent/kg. Das relativ hohe Preisniveau zum Jahresbeginn 2023 hatte die Milcherzeugung zunächst angereizt, die aber in Folge der im weiteren Jahresverlauf rasch sinkenden Erzeugerpreise stark gedämpft wurde. Weiterhin spürbar waren die hohen Kosten für Betriebsmittel als Auswirkungen von Inflation und Kriegsgeschehen. Damit standen die Milchviehhalter erneut unter wirtschaftlichem Druck. In Kombination mit nicht verlässlichen politischen Rahmenbedingungen wurde auch in der Milchviehhaltung weiterhin weniger investiert als üblich. Derzeit sehen die Prognosen für den Milchmarkt freundlicher aus. Aktuell zeichnet sich eine hohe Nachfrage nach Butter und Schnittkäse ab. Die Marktindikatoren weisen auf eine Erholung der Erzeugerpreise hin. Inwieweit diese stabil und nachhaltig sind, bleibt abzuwarten und hängt neben der Kaufkraft im Inland auch von der Exportnachfrage aus dem Ausland ab.

Getreidemarkt
Die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten, die Witterungen und die zunehmenden Wetterextreme verschärfen die Versorgungslage weltweit. Aufgrund dessen sind die Märkte sowohl bei Düngemitteln als auch beim Getreide immer noch sehr volatil. Die nach wie vor hohen Exportmengen der Ukraine und die außerordentlich gute Weizenernte in Russland und daraus folgende ebenfalls hohe Exportmengen ziehen den Weltmarktpreis nach unten. Dies darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die globale Versorgungsbilanz bei Weizen und Mais nach wie vor knapp ist, gerade wegen der eher unterdurchschnittlichen Maisernte in den USA. Die Erwartungen der Branche von höheren Preisen an den Terminmärkten auf Grund der angespannten Lage auf dem Weltmarkt werden dennoch bisher nicht erfüllt. So wird Weizen aus der Ernte 2023 derzeit an der MATIF für rund 216 €/t gehandelt, und auch für den Märztermin 2024 sind noch knapp 232 €/t möglich. Insgesamt bleibt die Lage angespannt. In Deutschland lag die diesjährige Erntemenge beim Getreide mit 42,2 Millionen Tonnen nach den bisher vorliegenden Zahlen damit deutlich unter der des Vorjahres (43,4 Mio t). Die Mengen und Qualitäten insbesondere beim Weizen haben unter dem wochenlangen Regen teilweise stark gelitten. Sowohl national in Deutschland als auch international wird auch im kommenden Jahr hauptsächlich die Witterung über die Versorgungslage entscheiden. Genauso wie bei den Erzeugerpreisen sind die Unsicherheiten also weiterhin groß und schwer zu kalkulieren. Auch die Kriegssituation in der Ukraine wird weiterhin massiven Einfluss auf alle Märkte haben. Hinzu kommt außerdem auch noch die Black-Box China, als großer Importeur von Getreide. Ein zuverlässiger Ausblick auf 2024 ist aufgrund der unsicheren globalen Lage kaum möglich.

Obst
Die Obstkulturen starteten im Frühjahr mit einigen Schwierigkeiten. Spätfröste spielten dabei eine große Rolle. Generell waren die diesjährigen Wetterkapriolen mit anhaltender Trockenheit, gefolgt von Starkregen und Hagel eine große Herausforderung. Bei den Obstimporten konnte das Beerenobst, wie in den Vorjahren, einen Zuwachs verzeichnen. Generell steigen die Frischobstimporte nach Deutschland weiter an, was auch zu einem weiteren Rückgang des Selbstversorgungsgrades mit heimischem Obst und Gemüse führt. Insgesamt wurden in diesem Jahr in Deutschland rund 900.000 Tonnen Äpfel geerntet. Die geringere Ernte und die geringeren Lagerbestände sorgen für konstantere Preise als im Vorjahr, die gestiegenen Kosten schlagen sich jedoch nicht gleichermaßen in den Erzeugerpreisen nieder.

Gemüse
Der Freilandgemüseanbau befindet sich weiterhin in einem leichten Abwärtstrend. Unter anderem ist der Spargel weiterhin davon betroffen. Auch im Freilandgemüseanbau hat das Wetter in diesem Jahr den Anbau erschwert. Fröste führten zu einem verspäteten Beginn der Spargelsaison und die anschließende Trockenheit hat das Wachstum des Spargels, aber auch anderer Gemüsearten, stark beeinträchtigt. Das nasse und frühe kalte Wetter erschwerte das Einbringen von Lagergemüse wie Karotten, Kohl und Zwiebeln. Auch die Anhebung des Mindestlohnes sowie die weiterhin hohen Betriebsmittelkosten - vor allem auch im Unterglasanbau - belasteten die arbeitsintensiven Sonderkulturen. Dennoch konnten im Gemüsebau im Durchschnitt gute Preise erzielt werden.

Öko-Umsatz konsolidiert sich 2023: Öko-Umsatzgewinner sind wieder die Discounter
Der deutsche Öko-Lebensmittelumsatz wuchs laut GfK-Haushaltspanelergebnissen im Frischebereich (über 60% des Öko-Umsatzvolumens!) von Januar bis Oktober 2023 um 2,8%. Die Entwicklung im Trockensortiment dürfte ebenfalls im positiven Bereich gelegen haben. Der deutsche Öko-Lebensmittelumsatz würde damit 2023 in Richtung 16 Mrd. Euro wachsen. Er liegt damit deutlich über dem im Boom-Jahr 2020 erreichten 15 Mrd. Euro Umsatz. 2020 hatten die Corona-Lock-Downs infolge des zuhause Kochens ein Öko-Umsatzplus von über 22% beschert. Im von der GfK erfassten Öko-Frischesortiment waren 2023 die Discounter nach 2022 erneut mit fast 8 % Umsatzzuwachs die Gewinner, während der Naturkostfachhandel immer noch mit Umsatzrückgang kämpfen musste. Das Verbraucherpreisniveau für Öko-Frischprodukte stieg 2023 nach den GfK-Daten wie schon 2022 mit 6,1% etwas geringer als im Lebensmittelmarkt allgemein (+ 10,7%). Für 2024 kann mit wachsenden Umsätzen gerechnet werden, denn alle großen LEH-Ketten profilieren sich mit Öko-Sortimenten.

Die Öko-Erzeuger, die 2022 noch überdurchschnittliche Gewinne erzielten, erlitten 2023 wie ihre konventionellen Berufskollegen einen Umsatzrückgang. Ursache waren die in vielen Produktgruppen sinkenden Nachfragemengen. Das drückte 2023 in vielen Bereichen auf die Rohstoffpreise. So waren die Getreidelager bis zur Ernte 2023 nicht gänzlich geräumt. Aufgrund der vielfach schlechten Verarbeitungsqualität der verregneten Ernte 2023 kann diese alterntige Ware derzeit aber immer noch vermarktet werden. Extremer Preisdruck herrscht allerdings für das Futtergetreide. Diese sinkenden Futterkosten nutzen allerdings der Öko-Tierhaltung, die sich zum Jahresende 2023 vom Rückgang in 2022 erholte.