Zu den Hintergründen und Inhalten des Projekts #ZukunftsBauer erreichen uns häufig gleichlautende Rückfragen. Wir haben daher „typische Fragen“ gesammelt und hoffen, Ihnen mit der folgenden Liste von Fragen und Antworten weiterhelfen zu können.

Frage: Was steht im Mittelpunkt des „Projekt #ZukunftsBauer“?
Antwort: Das übergeordnete Ziel aller Vorschläge zum Projekt #ZukunftsBauer lautet: Mehr Wertschätzung und höhere Wertschöpfung für die deutschen Bauernfamilien! Im Kern beschreibt das Projekt dabei eine Haltung: „Wie stehe ich als Person ganz grundsätzlich zu den Herausforderungen, mit denen mich der rasante Wandel in Politik und Gesellschaft wie auf den Märkten konfrontiert?“ Zukunftsbauern und Zukunftsbäuerinnen sehen in dem großen Veränderungsdruck, den die Landwirtschaft spürt, auch eine Chance für die eigene betriebliche und persönliche Weiterentwicklung. Das heißt nicht, dass sie existierende Herausforderungen kleinreden.

Frage: Welche Rolle spielt dabei das eigene Selbstverständnis?
Antwort: Eine ganz zentrale Rolle. Der Zukunftsbauer versteht sich als Unternehmer, der seinen Betrieb ständig und flexibel weiterentwickelt, auch neue Geschäftsmodelle prüft und aktiv den Austausch mit anderen Gruppen in der Gesellschaft sucht. Der Zukunftsbauer weigert sich, eine passive Opferrolle einzunehmen, seine Aktivitäten auf das Beklagen widriger Umstände zu beschränken oder die Schuld für schwierige Rahmenbedingungen stets nur bei anderen zu suchen. Sein Denken ist geprägt von einem konstruktiven Umgang mit Kritik und der Fähigkeit zur Selbstkritik.

Frage: Das Projekt #ZukunftsBauer thematisiert auch das Rollenverständnis der Landwirtschaft. Was ist damit gemeint?
Antwort: Die Arbeitsgruppe Zukunftsbauer des Bauernverbands plädiert dafür, das traditionelle Rollenverständnis der Bauernfamilien als Ernährer zu erweitern. Konkret schlägt sie vor, die Landwirtschaft künftig noch stärker als Teil der Lösung gesellschaftlicher Probleme jenseits der Nahrungsmittelerzeugung zu profilieren. So könnten sich landwirtschaftliche Betriebe künftig z.B. stärker am Ausbau erneuerbarer Energien, beim Erhalt der biologischen Artenvielfalt oder beim Aufbau von regionalen Wirtschaftskreisläufen unternehmerisch engagieren. Während die Landwirtschaft heute im Umwelt-, Arten- und Klimaschutz oft als „Teil des Problems“ gesehen wird, soll sie in Zukunft „Teil der Lösung“ werden.

Frage: Das „Projekt #ZukunftsBauer“ ist also nicht nur für die Landwirtschaft von Bedeutung?
Antwort: Richtig. In diesem Projekt geht es einerseits um die Zukunft der Landwirtschaft, andererseits aber auch darum, als Branche die Zukunft des gesamten Landes mitzugestalten, an dieser Zukunft mitzubauen. Dahinter verbirgt sich die Überzeugung, dass Landwirtschaft heute und in Zukunft Lösungen für viele gesellschaftliche Fragen bieten kann - Lösungen, die über die Gewährleistung der Versorgungssicherheit bei Nahrungsmitteln hinausgehen.

Frage: An wen richten sich die Vorschläge der Arbeitsgruppe #ZukunftsBauer?
Antwort: Die Vorschläge richten sich zunächst an alle in der Landwirtschaft tätigen Menschen, unabhängig von Geschlecht und Alter. Im weiteren Verlauf des Prozesses ist geplant, die Debatte auch in Richtung der nicht-landwirtschaftlichen Gruppen zu öffnen, mit der ganzen Gesellschaft ins Gespräch zu kommen.

Frage: Wie sind diese Vorschläge zu verstehen. Stehen sie nicht in Konkurrenz zur bisherigen und ja weiterlaufenden traditionellen Arbeit des Bauernverbandes?
Antwort: Nein. Die bewährte, tagesaktuelle politische und wirtschaftliche Interessenvertretung der Bauernfamilien über die Landesbauernverbände und den Deutschen Bauernverband auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene läuft selbstverständlich weiter. Das mittel- und langfristig angelegte Projekt #ZukunftsBauer ergänzt diese Arbeit und läuft parallel. Dadurch ist es möglich, auch so komplexen Fragen wie die nach dem eigenen Selbst- und Rollenverständnis, der eigenen Haltung und strukturellen Schwächen im berufsständischen Denken und Handeln „der Landwirtschaft“ mehr Raum zu geben.

Frage: Bietet das Projekt Zukunftsbauer auch konkrete Lösungen für einzelbetriebliche Probleme?
Antwort: Höchstens indirekt. Es ist kein Ziel des Projekts, Checklisten für jede Produktionsrichtung in der Landwirtschaft zu entwickeln. Es gibt keine standardisierten Lösungen für alle Betriebe, etwa nach dem Motto: Wenn ich fünf Fragen zum Projekt mit einem „Ja“ beantworten kann, bin ich automatisch ein Zukunftsbauer und damit alle Sorgen los. Wie sich ein Betrieb fit machen kann für die Zukunft, ist in jedem Fall einzeln zu klären. Es gibt keine Lösung für alle, aber es gibt für alle eine Lösung. Diese kann für den einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb darin bestehen, die bestehende betriebliche Ausrichtung beizubehalten oder sie zu verändern.

Frage: Wann haben wir als Landwirtschaft unser Ziel erreicht? Wann sind wir wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Wann werden Bauernfamilien wieder mehr Wertschätzung aus der Gesellschaft spüren?
Antwort: Das Projekt #ZukunftsBauer beschreibt einen Prozess, dessen Ende sich zeitlich nicht vorhersagen lässt. Eine Antwort auf diese Fragen kann daher nur allgemein formuliert werden und könnte lauten: „Wenn eine breite Mehrheit in der Gesellschaft sagt: Gut, dass wir unsere Bauern haben! Vielleicht ist auch bei denen nicht alles Gold, aber sie sind in vielen Bereichen wichtig für unser Land!“ Die gute Nachricht dabei ist: Die Bauernfamilien haben es zu einem großen Teil selbst in der Hand, ob und wie schnell sie dieses Ziel erreichen.

Frage: Die Studie „Zukunfts-Bauer“ der Marktforschungsagentur Rheingold Salon hat der Landwirtschaft im Jahr 2021 attestiert, dass sie in einer eigenen Blase, in einer Parallelgesellschaft lebt. Die Forscher haben darauf hingewiesen, dass der fehlende Kontakt den perfekten Nährboden für Zerrbilder und Vorurteile bilde. Was kann eine Landwirtin, ein Landwirt tun, damit sich dies ändert?
Antwort: Dazu muss der #ZukunftsBauer die eigene Komfort-Zone verlassen, sich aus der vertrauten Wagenburg herausbegeben und offen auf „die Gesellschaft“ zugehen. Es müssen neue Kontakte und Berührungspunkte geschaffen werden. Vielerorts geschieht dies bereits, leider aber nicht flächendeckend. Mit Formaten wie den Tagen des offenen Hofes, Hofbesuchen von Schulklassen oder Medienvertretern etc. schlägt die Landwirtschaft Brücken zu anderen gesellschaftlichen Gruppen. Diese gilt es weiterzuentwickeln und zu verstärken.

Frage: Wer soll all dies leisten? Kommunikation braucht Zeit und Geld.
Antwort: Dies ist vollkommen richtig. In der Vergangenheit war es innerhalb und außerhalb der Landwirtschaft klar, wofür die Branche steht - die Bauernfamilien ernährten die Menschen mit Milch, Fleisch, Brot und Gemüse. Heute gibt es kaum noch Kontakte zwischen der stark geschrumpften Zahl von Landwirten und der restlichen Bevölkerung. Landwirtschaft ist nicht mehr selbsterklärend und erlebt, wie außerlandwirtschaftliche Gruppen das Tun der Landwirtefamilien oft sehr kritisch bewerten und deren Image prägen. Wenn die Branche in der Mediengesellschaft von heute mit ihren Botschaften wirklich flächendeckend und kontinuierlich durchdringen will, muss sie dauerhaft deutlich mehr Ressourcen aufbringen. Über Wege, wie dies gelingen kann, muss nach Ansicht der AG Zukunftsbauer intensiv diskutiert werden.

Frage: Wie soll das Projekt #ZukunftsBauer weiter vorangetrieben werden?
Antwort: Aktuell werden in den Landesbauern- und Kreisverbänden Formate zur Konkretisierung des Projekt #ZukunftsBauer getestet. In Regionalkonferenzen, Workshops und Arbeitsgruppen werden einzelnen Aspekte aufgegriffen und passend zur jeweiligen Region umgesetzt. Auf dem nächsten Deutschen Bauerntag, der im Juni 2023 in Münster stattfinden wird, sollen ausgesuchte Projekte vorgestellt und diskutiert werden.