19.04.2021

Zum Auftakt der Agrarfinanztagung 2021 beschreibt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, die aktuelle wirtschaftliche Lage in der Landwirtschaft insgesamt als angespannt. Die deutlichen Veränderungen bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und speziell die nationale Umsetzung werden in ihrer wichtigen Wirkung bei Einkommenssicherung der Betriebe deutlich nachlassen. „Wir sehen hier große Risiken für die deutschen Betriebe beim Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit innerhalb Europas.“ Der Bauernpräsident sieht eine Lösung nur in einer noch stärkeren unternehmerischen Ausrichtung der Betriebe, indem beispielsweise Ressourcen und Synergien noch effizienter genutzt würden. Trotz der großen Herausforderungen zeigte sich Rukwied zuversichtlich, „da wir eine ganze Menge top ausgebildeter junger Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland haben“. Der Strukturwandel lasse sich jedoch nicht aufhalten – im Gegenteil: dieser werde durch die aktuellen politischen Entscheidungen etwa beim Insektenschutz und der GAP noch deutlich beschleunigt. Dafür tragen Bundesregierung und Bundesländer die alleinige Verantwortung, betonte Rukwied.

In den drei Paneldiskussionen der Tagung sprachen die Teilnehmenden über die Entwicklung der globalen Agrar- und Kapitalmärkte, die Investitionspotentiale der deutschen Landwirtschaft und drohende neue Finanzierungsauflagen durch „Sustainable Finance“. Marktexperten bescheinigten eine aus landwirtschaftlicher Sicht zuversichtlich stimmende Entwicklung auf den internationalen Agrarmärkten. Auslöser dafür sei vor allem die hohe Importnachfrage Chinas. Angesichts der Volatilität auf den Agrarmärkten komme der Preisabsicherung über Warenterminmärkte eine immer größere Bedeutung zu, so die Experten. Der Bankensektor sei gefordert, hierfür eine hinreichende Dienstleistungsinfrastruktur sicherzustellen. Ein weiteres Expertenpanel der diesjährigen Agrarfinanztagung sieht für die deutsche Landwirtschaft ein hohes Investitionspotential mit starker Innovationskraft für mehr Umwelt- und Klimaschutz sowie mehr Tierwohl. Unzureichende Planungshorizonte und zunehmende Regulierung würden dem entgegenstehen und derzeit viele Bauern von derartigen Zukunftsinvestitionen abhalten. Gefordert werden von der Politik „belastbare Perspektiven“, besonders bei Stallbauten. Die Bestrebungen der EU, nachhaltiges Wirtschaften zu fördern, haben auch den Finanzsektor erreicht („Sustainable Finance“). Vielen Betrieben in Landwirtschaft und Handwerk drohen eine Verschlechterung des Kreditzinses bzw. ein Mehr an Dokumentations- und Berichtspflichten sowie Bewirtschaftungseinschränkungen. Auf der Agrarfinanztagung 2021 wurden vor allem die Verengung der Nachhaltigkeitsziele auf Umwelt- und Klimaziele, die Nicht-Umsetzbarkeit für kleine und mittelständische Unternehmen sowie die planwirtschaftliche Herangehensweise kritisiert.

Die diesjährige digitale Agrarfinanztagung des Deutschen Bauernverbandes und der Landwirtschaftlichen Rentenbank wurde auch als Livestream angeboten und fand bei den rund 400 Teilnehmern überwiegend aus dem Bankenbereich guten Anklang. Ziel der Veranstaltung ist der Austausch zwischen Bankenwirtschaft und Landwirtschaft.