An der hauptamtlichen Spitze des Deutschen Bauernverbandes ist ein Personalwechsel vollzogen. Der Deutsche Bauernverband bleibt eine starke Interessenvertretung mit klaren Zielen für eine nachhaltige und wirtschaftlich stabile Agrarpolitik. Der Verband hat beste Voraussetzungen, die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu bewältigen. Dazu folgt hier eine Standortbestimmung der neuen Generalsekretärin zu Erwartungen und Perspektiven. Fazit ist eine klare Mission für eine starke Landwirtschaft als zentralen Pfeiler der Gesellschaft, der Verantwortung für Umwelt, Versorgungssicherheit und ländlichen Raum trägt.
Nach Perspektive gefragt
Die Frage nach den Erwartungen stand in den vergangenen Wochen oft im Fokus. Es war Erntezeit; sobald das Wetter es zuließ, wurde unablässig auf den Äckern gearbeitet. Für jeden, der sich über das Land bewegte, war transparent, die Landwirtinnen und Landwirte packen an, kümmern sich, versorgen uns. Kurz gesagt, solange die Traktoren rollen, geht es uns gut. Was springt für die Landwirtschaft dabei raus? Der Bauernpräsident betitelte diese Ernte als „Zitterpartie“, nicht nur wegen des Wetters, sondern auch wegen der Preissituation an den Märkten und des anhaltenden Kostendrucks auf den Betrieben. Die Wettbewerbsfähigkeit der Höfe in Deutschland ist gefährdet, je mehr wir unsere Möglichkeiten im Vergleich zu unseren Mitbewerbern in der EU einschränken. Gerade für potenzielle Hofnachfolgerinnen und Hofnachfolger gibt es oft mehr Fragezeichen als Perspektiven. Sei es durch die Beschränkung von Innovationen, Pflanzenschutz, Investitionen und Umbau oder auch durch ein Zuviel an Bürokratie und Produktionskosten. Viele Zielkonflikte bestehen, gerade wenn es um die Prioritäten in der Nutzung knapper Flächen und Ressourcen geht. Über diesen Dingen muss man aber nicht resignieren, denn diese Dinge kann man politisch lösen.
Politik muss lösen und umsetzen
Das leitet über zu den Erwartungen an die amtierende Bundesregierung, die eine 100-Tage-Bilanz mit ersten Erfolgen vorgelegt hat, die aber noch an vielen Stellen beweisen muss, dass sie in der Lage ist, nicht nur Probleme zu erkennen, sondern auch Lösungen zu finden und diese umzusetzen. Ein klarer Politikkurs ist notwendig. Gerade in Brüssel braucht es eine deutsche Position. Für die Landwirtschaft gilt es hier, das Paket zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2028 zu gestalten. Der Kommissionsvorschlag muss stark verbessert werden, der Renationalisierungsprozess gestoppt und die Betriebe in ihren bestehenden Strukturen gestärkt werden. Eine starke Landwirtschaft braucht eine starke Finanzierung und Chancengleichheit im Wettbewerb. Auf nationaler Ebene werden Maßnahmen zur Kompensation extremer Kostenbelastungen der Landwirtschaft erwartet. Jetzt! Die Bundesregierung muss dort handeln und lösen, wo seit Jahren Probleme beschrieben wurden: Verbesserungen bei Pflanzenschutzzulassungen, Anpassungen im Düngerecht, Entlastungen im Bereich Saisonarbeitskräfte, ein Stopp für den Verlust landwirtschaftlicher Flächen, Vereinfachungen von Naturschutzregelungen sowie die Förderung einer praxistauglichen und nachhaltigen Tierhaltung. Ackerbau, Nutztierhaltung und Sonderkulturen brauchen eine sichere wirtschaftliche Perspektive in Deutschland, um wieder planen und investieren zu können. Die parlamentarische Sommerpause geht zu Ende, wir erwarten Tatendrang, konstruktive Diskussionen und schließlich spürbare Entlastungen für die deutsche Landwirtschaft.
Wechsel im Deutschen Bauernverband
Und hier kommen wir zu den Erwartungen an den Deutschen Bauernverband, an dessen hauptamtlicher Spitze sich nun ein Wechsel vollzieht. Damit einher geht häufig die Frage, was sich denn nun ändert. Ein Personalwechsel findet statt, aber keine Revolution. Der Verband wird aber auch nicht aufhören, sich neue Ziele zu setzen. Der DBV ist durch seine Mitglieder die größte Interessenvertretung für den Berufsstand und im ländlichen Raum. Ab dem 1. September hat er nun eine neue Generalsekretärin, die die großen Stärken des Verbandes in die Zukunft führen darf. Ich freue mich auf diese Aufgabe und ich bin stolz, die deutsche Landwirtschaft vertreten zu dürfen. Im DBV sind über eine Million Menschen organisiert und es muss immer wieder gelingen, deren Interessen demokratisch abzustimmen. Genauso muss es gelingen, ihr Wissen in die Politik zu bringen. Niemand weiß besser, wie Landwirtschaft funktioniert, als die Landwirtinnen und Landwirte selbst. Die Bauernverbände sorgen dafür, dass sie ihre Arbeit heute und in Zukunft machen können. Gemeinsam haben wir eine klare Vision und Mission: Eine nachhaltige, wirtschaftlich starke und gesellschaftlich anerkannte Landwirtschaft in Deutschland. Als Bauernverbände vertreten wir die Interessen unserer Mitglieder und gestalten aktiv eine zukunftsfähige Agrarpolitik. Aktiv zuhören, einen Mehrwert bieten und Mitglieder mitgestalten lassen, das zeichnet die Zusammenarbeit zwischen Verband und Mitgliedern aus. Der Deutsche Bauernverband steht aber auch für starke Netzwerke, hohe Glaubwürdigkeit und gesellschaftliche Relevanz, klare Botschaften und schlussendlich Innovationsfähigkeit. Damit sind beste Voraussetzungen gegeben, sich allen verbandspolitischen Herausforderungen wie Strukturwandel, Digitalisierung, Kommunikationsveränderungen und zunehmender Themenkomplexität erfolgreich zu stellen.
Landwirtschaft braucht unternehmerischen Mut
Dabei ist immer wieder zu betonen, was uns eint. Unsere Landwirtschaft ist ein wichtiger Anker für die Gesellschaft. Sie garantiert Ernährungs- und Versorgungssicherheit, Einkommen, Arbeitsplätze und sozialen Zusammenhalt im ländlichen Raum sowie Umwelt- und Naturschutz. Ihre Leistungen sind täglich für jeden Menschen sichtbar, denn Lebensmittel sind unsere Lebensgrundlage. Das gehört immer wieder ins Bewusstsein von Politik und Gesellschaft gerückt. Landwirtschaft ist weit mehr als reine Produktion. Sie bedeutet Verantwortung – für Menschen, Tiere, Landschaften und unsere Heimat. Diese Verantwortung verlangt unternehmerischen Mut. Klimawandel, internationale Konkurrenz, digitale Technologien und steigende gesellschaftliche Erwartungen fordern die Betriebe täglich heraus. Das kann und muss als Chance gesehen werden, die Rolle der Landwirtschaft zu stärken und die Zukunft aktiv zu gestalten.