Die Treibhausgase, die die Landwirtschaft freisetzt, stammen unmittelbar aus den natürlichen Prozessen der Nahrungsmittelerzeugung. Während es an anderer Stelle recht einfach ist, den Ausstoß solcher Gase zu reduzieren – etwa durch einen Verzicht auf Flugreisen oder Autofahrten – ist ein Verzicht auf Lebensmittel nicht möglich.

Klimaschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft sind deshalb darauf ausgelegt, die benötigten Nahrungsmittel so klimaeffizient wie möglich zu produzieren. Dafür gibt es mehrere Ansatzpunkte.

Methan

Betrachtet man zum Beispiel die Methanemissionen, so entstehen sie im Wesentlichen in zwei Bereichen: Bei der Verdauung von Futter durch Wiederkäuer wie Rinder und Schafe und bei der Lagerung von Gülle und Mist. In beiden Bereichen gibt es inzwischen Möglichkeiten, die Emissionen zu reduzieren – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.

  • Um Emissionen bei der Lagerung von Gülle und Mist zu vermeiden, hat sich die Vergärung in Biogasanlage bewährt. Mikroorganismen bauen hier (unter Ausschluss von Sauerstoff) Gülle, Mist und darin enthaltene Pflanzen- und Futterreste ab. Das entweichende Methan wird aufgefangenen und treibt einen Motor an, der Strom und Wärme produziert. Damit ist eine Biogasanlage gleich zweimal gut für das Klima: Das Methan aus Mist und Gülle entweicht nicht mehr in die Luft, der klimafreundlich produzierte Strom ersetzt jenen aus fossilen Energiequellen wie Kohle, Öl und Erdgas. 
  • Eine weitere Möglichkeit, Methanemissionen zu reduzieren, ist es, direkt bei der Verdauung der Tiere anzusetzen. Im Magen einer Kuh werden schwer verdauliche Pflanzenfasern wie Gras und Heu aufgespalten und in verdauliche Bestandteile zerlegt. Ersetzt man diese schwer verdaulichen Bestandteile zum Teil durch leichter verdauliches Futter wie Getreide oder Maissilage, entsteht bei den Stoffwechselvorgängen weniger Methan. Allerdings lässt sich die Futterzusammensetzung nicht beliebig variieren, denn Kühe brauchen für ihr Wohlbefinden einen bestimmten Anteil an Fasern im Futter.
Foto: stevepb/pixabay
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Auch Zusatzstoffe im Futter, etwa bestimmte Fette, können die Methanentstehung senken. Die Wissenschaft arbeitet derzeit an weiteren Methoden, um den Methanausstoß durch Kühe weiter zu senken.

Milchleistung

Eine stark veränderte Fütterung konterkariert indes einen der großen Vorteile von Wiederkäuern: ihre Fähigkeit, vom Menschen nicht verwertbare Nährstoffe aus Pflanzenfasern in hochwertige Nahrungsmittel wie Milch und Fleisch umzuwandeln.

Methanproduktion

Die Bundesrepublik belegt bei der klimaschonenden Milcherzeugung weltweit einen Spitzenplatz. Das liegt einerseits an den günstigen klimatischen Bedingungen, aber auch an der effizienten und ressourcenschonenden Arbeitsweise der deutschen Milchbauern.

Foto: Monsterkoi/pixabay
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Die zweite große Quelle für Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft ist Lachgas. Seine Freisetzung lässt sich hauptsächlich durch eine effizientere Stickstoffnutzung drosseln.

Stickstoff ist ein wichtiger Grundbaustein der Natur. Alle Organismen benötigen ihn, etwa um Eiweiße oder DNA aufzubauen. Damit ist er auch für Pflanzen ein essentieller Nährstoff. Entsprechend steigert die Düngung mit Stickstoff, etwa in Kompost, Pflanzenresten, Mist, Gülle oder Mineraldünger, die Erträge der Landwirtschaft. Der unerfreuliche Nebeneffekt: Wenn Stickstoff im Boden umgesetzt oder Dünger ausgebracht wird, aber auch, wenn Stickstoffreste im Boden verbleiben, entsteht Lachgas. Um dessen Freisetzung auf ein Minimum zu begrenzen, müssen Landwirte beim Düngen strenge Regeln beachten.

Die Düngeverordnung legt nicht nur fest, welche Menge an Dünger Landwirte bei welchen Pflanzen ausbringen dürfen, sondern auch, in welchem Zeitraum. Das soll bewirken, dass die Pflanzen möglichst viel des ausgebrachten Düngers aufnehmen, unvermeidliche Stickstoff-Verluste auf ein Minimum reduzieren und die Lachgasemissionen senken.

Klimarelevant ist auch die Frage, welche Düngemittel ein Landwirt ausbringt. Der Einsatz von organischem Dünger wie Mist, Kompost und Gülle hilft, energie- und CO2-intensiv hergestellten mineralischen Dünger zu ersetzen, schließt den Nährstoffkreislauf und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Wichtig ist allerdings die richtige Anwendung. Düngt ein Landwirt mit Gülle, sorgt eine möglichst schnelle Einarbeitung in den Boden dafür, dass die Emissionen möglichst gering ausfallen. Je weniger Kontakt organische Düngemittel zur Luft haben, desto geringer sind die Lachgasemissionen.

Ein weiterer wichtiger Faktor beim Klimaschutz ist die Züchtung von Pflanzen, die den Stickstoff aus dem Boden optimal aufnehmen. Schließlich kann auch eine optimal abgestimmte Tierfütterung dazu beitragen, dass die Tiere möglichst viel Stickstoff aus der Nahrung verwerten. Der Stickstoffgehalt von Gülle und Mist ist dann deutlich niedriger, so dass nur wenig Lachgas entweichen kann.

Klimaschutz mit Grund und Boden

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Weltweit speichern Böden gewaltige Mengen an CO2 in Form von Humus aus Wurzel- und Pflanzenresten. Nach den Ozeanen, die rund 38.000 Mrd. Tonnen CO2 speichern, stellen Böden mit geschätzt 1.500 bis 2.000 Mrd. Tonnen CO2 die zweitgrößten CO2-Speicher der Welt dar.

Landwirte können dazu beitragen, diese Speicher auszubauen und funktionsfähig zu halten – zum Beispiel durch den Aufbau von Humus. Er macht Böden nicht nur fruchtbarer, sondern als Kohlenstoffverbindung speichert er das CO2 auch auf klimaunschädliche Weise.

Das hat auch die Politik erkannt. 2015 rief Frankreich auf der Klimakonferenz von Paris die „4-Promille Initiative“ ins Leben. Ihre Vision ist es, den Humusgehalts in Böden um vier Promille pro Jahr zu steigern, dadurch den Klimawandel aufzuhalten und gleichzeitig einen Beitrag zur Ernährungssicherung zu leisten. Diese Initiative ist grundsätzlich zu begrüßen. Allerdings lässt sich Humus nicht überall im gleichen Ausmaß aufbauen. Sein Anteil ist stets von diversen Faktoren abhängig, etwa dem jeweiligen Klima, der Bodenart und vor allem bereits vorhandenen Humusanteil. Denn Humus lässt sich nicht endlos anreichern. Der Grund: Ab einem gewissen Humusanteil ist der Humusaufbau durch die Zufuhr von organischen Stoffen – etwa durch abgestorbene Pflanzenteile – genauso groß, wie die natürliche Zersetzung von Humus.