Lebensmittel müssen sicher sein. Ohne Wenn und Aber und zu jedem Zeitpunkt. Der Milchsektor hat deshalb bereits im Jahr 2002 den Verein „Qualitätsmanagement Milch“, kurz „QM Milch“ ins Leben gerufen. Träger sind der Deutsche Bauernverband (DBV), der Milchindustrie-Verband (MIV) und der Deutsche Raiffeisenverband (DRV). Mehr als 90 Prozent der deutschen Milchbauern wirtschaften nach den Vorgaben des Vereins.

Diese gelten bundesweit und sind ein Branchenstandard für Milcherzeuger und Molkereien, aber im Prinzip auch für Ernährungsindustrie und Lebensmittelhandel. Die Anforderungen des QM Milch gehen über die gesetzlichen Mindeststandards und die Vorgaben der guten fachlichen Praxis hinaus. So ist sichergestellt, dass die Qualität des Produkts Milch den höchsten Ansprüchen genügt. Zudem wird der gesamte Produktionsprozess transparent und nachvollziehbar.

Welche Themen werden bei QM-Milch berücksichtigt?

Um die bundeseinheitlichen Standards durchzusetzen, sind regelmäßige Kontrollen unabdingbar. Mindestens alle drei Jahre überprüfen unabhängige Zertifizierungsstellen daher Milchviehbetriebe und zertifizieren diese nach den QM-Milch-Vorgaben. Im Fokus stehen dabei insbesondere die Tiergesundheit und das Tierwohl. Ein wichtiger Schwerpunkt liegt beispielsweise auf der Eutergesundheit. Allein in diesem Komplex müssen Milchviehhalter 28 Kriterien einhalten. Doch bei der Milchgewinnung an sich spielen Hygienevorgaben eine große Rolle: Penible Sauberkeit ist nicht nur in der Melkkammer eine Selbstverständlichkeit. Wichtig ist es auch, dass der Melkstand ausreichend belüftet und das Kuheuter beim Melken sauber ist. Hinzu kommen strenge Hygieneanforderungen an das Melkpersonal sowie strikte Vorgaben zur Wartung der Melkanlage oder die Milchlagerung in der Milchkammer.

Einen hohen Stellenwert hat zudem die Sicherheit der Futtermittel. Hier müssen die Verantwortlichen nicht nur futtermittelrechtliche Vorgaben einhalten, sondern sich auch verpflichten, nur Futtermittel von zertifizierten Herstellern zu verwenden. QM-Milch arbeitet hier eng mit anderen Standardgebern wie QS und GMP+ zusammen.

Ein weiteres wichtiges Kriterium bei QM-Milch ist der Umgang mit Arzneimitteln: Medikamente müssen vorschriftsmäßig gelagert sein, ihr Einsatz ist penibel zu dokumentieren. Zudem gilt es sicherzustellen, dass Milch von behandelten Kühen nicht an Molkereien geliefert wird. QM-relevant sind darüber hinaus auch die Tierkennzeichnung, über die sich jedes Tier eindeutig identifizieren lässt, sowie Umweltaspekte.

Mehrwert für Milcherzeuger und Marktpartner

Foto: Ehrecke/pixabay
(Foto: Ehrecke/pixabay)

Verbraucher, Politik und Marktpartner stellen immer höhere Ansprüche an die Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln. QM-Milch wird diesen Ansprüchen gerecht. Es bringt Vorteile für Landwirte, Molkereien sowie Industriekunden und Handel. Das QM-Milch-System bildet damit eine solide Basis für das Zusammenwirken aller Akteure der Milchproduktion und Vermarktung. Damit trägt es wesentlich dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Milchwirtschaft zu sichern und den guten Ruf der Qualität deutscher Milchprodukte auch international zu stärken.

Dynamische Entwicklung

Die sich stetig wandelnden Anforderungen der Marktpartner und Verbraucher erfordern eine ebenso fortwährende Weiterentwicklung des QM-Milch.Zugleich gilt es, eine wirtschaftlich tragbare Ausrichtung sicherzustellen. Um den verschiedenen Interessen gerecht zu werden, steht QM-Milch im ständigen Dialog mit den Akteuren der Lebensmittelkette, etwa dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel oder den Unternehmen der Lebensmittelindustrie.

Entsprechend ist seit der Initiierung von QM-Milch im Jahr 2002 einiges passiert: Der ursprüngliche Leitfaden zur Sicherheit bei der Milch-Produktion hat sich zu einem bundeseinheitlichen Standard entwickelt, den die Deutsche Akkreditierungsstelle 2012 als offiziellen Standard zur Qualitätssicherung für die Milcherzeugung anerkannt hat. 2017 wurde er durch die Nachfolgeversion, den „QM-Milch-Standard 2.0“ ersetzt. Zum 1. Januar 2020 soll dann der bislang modernste Standard, der „QM-Milch-Standard 2020“ in Kraft treten.

Qualitätssicherung in der Kette

Milch und Milchprodukte unterliegen in Deutschland – auf jeder Stufe der Produktionskette – vielfältigen, streng dokumentierten Kontrollen und Analysen. QM-Milch ist somit vom Stall bzw. der Weide über die Molkerei bis ins Supermarktregal in ein stufenübergreifendes, lückenloses Qualitätssystem eingebettet. Die Partner in der Wertschöpfungskette arbeiten hier eng zusammen.

Exkurs: Nachhaltigkeitsmodul Milch

Foto: Ehrecke/pixabay
(Foto: Ehrecke/pixabay)

Nicht nur Standards für die Produkt- und Prozessqualität sind bei der Milcherzeugung wichtig. Auch das Thema Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung. Immer häufiger ist die Teilnahme der Milchbranche an entsprechenden Programmen Voraussetzung für die Vermarktung der Produkte. Neben dem eigentlichen QM-Milch-Standard hat der Verein QM-Milch daher ein Nachhaltigkeitsmodul auf den Weg gebracht, das mit wissenschaftlicher Expertise durch das Thünen-Institut für Betriebswirtschaft und die Agentur Land & Markt entwickelt wurde. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt das Vorhaben finanziell.

Mit dem Nachhaltigkeitsmodul Milch stößt die Milchbranche Weiterentwicklungen in der Milchviehhaltung an und geht auf die gewandelten Ansprüche und Anforderungen der Verbraucher ein. Thematisch werden beim Nachhaltigkeitsmodul Bereiche des Tierwohls und der Ökologie sowie ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigt. Ziel ist es, ein Monitoring für Nachhaltigkeitskriterien zu etablieren.
Das Pilotprojekt läuft seit 2017. 34 Molkereien und deren Milcherzeuger nehmen daran teil.

Detaillierte Informationen unter: