Die kurzfristige Wiedereinführung der Agrardieselrückvergütung hat gezeigt: Wenn die Politik zuhört und gemeinsam mit der Branche Lösungen erarbeitet, können tragfähige Kompromisse gefunden werden. Dieses Signal brauchen unsere Betriebe, um mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken. Gerade die Tierhaltung in Deutschland steht vor komplexen Herausforderungen: Seuchenrisiken, neue gesetzliche Vorgaben, wirtschaftlicher Druck und Zielkonflikte zwischen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit. Die tierhaltenden Betriebe fordern von der Politik verlässliche Rahmenbedingungen. Dazu gehören zugängliche Förderprogramme, Bürokratieabbau, praxistaugliche Gesetze und eine ausgewogene Gesetzgebung, die Wissenschaft und Wirtschaft vereint. Nur durch konstruktiven Dialog und klare Rahmenbedingungen kann die Zukunftsfähigkeit der Tierhaltung gesichert werden.
Mit der Wiedereinführung der Agrardieselrückvergütung ist ein wichtiger Erfolg für die deutsche Landwirtschaft erreicht worden. Dieser Schritt war nur möglich, weil die Bauernverbände geschlossen und mit Nachdruck für die berechtigten Anliegen des Berufsstandes eingetreten sind. Es muss anerkannt werden, dass die Politik sich dem Dialog geöffnet und die Herausforderungen der Landwirtinnen und Landwirte ernst genommen hat. Jedoch bleibt die Wiedereinführung der Agrardieselrückvergütung nur ein erster Schritt in diesem notwendigen Dialogprozess um Lösungen. So erfreulich die aktuelle Entwicklung beim Agrardiesel oder auch für die Weidetierhaltung, die nun zu gestaltende Aufnahme des Wolfes in das Bundesjagdgesetz, ist, so deutlich muss betont werden: Das kann nur der Anfang eines grundsätzlichen Politikwechsels sein. Unsere Betriebe benötigen langfristige Planbarkeit – nicht nur bei einzelnen Förderinstrumenten, sondern im gesamten agrarpolitischen Rahmen. Es braucht eine Politik, die die Vielfalt und Komplexität der Landwirtschaft anerkennt und die Rahmenbedingungen so gestaltet, dass alle Betriebsformen – von der konventionellen bis zur ökologischen Landwirtschaft, von Ackerbau und Sonderkulturen bis hin zur Tierhaltung – verlässlich wirtschaften können.
Aktuelle Lage: Stabilität mit Fragezeichen
Die aktuelle Lage für die Landwirtschaft in Deutschland ist laut Einschätzung des Agrarbarometers 2025 der Landwirtschaftlichen Rentenbank trotz aller Herausforderungen vergleichsweise stabil. Doch diese Ausgangslage darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Betriebe – insbesondere in der Tierhaltung – vor enormen Unsicherheiten stehen. Die Zukunftsperspektive vieler Tierhalterinnen und Tierhalter bleibt unklar, Investitionen werden durch politische Unsicherheiten erschwert, und die gesellschaftlichen Erwartungen steigen stetig. Es ist höchste Zeit für Planungssicherheit und geeignete Maßnahmen zur Risikovorsorge, wie beispielsweise eine steuerfreie Gewinnrücklage für land- und forstwirtschaftliche Betriebe.
Tierhaltung als Schlüssel für Ernährung und Kreislaufwirtschaft
Mit großer Sorge betrachtet der DBV das angekündigte Ende des Bundesprogramms Tierhaltung (BUT) bei gleichzeitig hohen gesetzlichen Anforderungen an den Stallbau. Das BUT war notwendig, um die deutliche Finanzierungslücke am Markt für den beschleunigten Stallumbau zu schließen. Die Tierhaltung ist ein unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Landwirtschaft – für unsere Ernährungssicherheit, für geschlossene Nährstoffkreisläufe und für das Einkommen vieler Familienbetriebe. Die ersatzlose Streichung des BUT sendet ein fatales Signal und gefährdet die Zukunft der Tierhaltung in Deutschland.
Wenn wir es nicht schaffen, attraktive und verlässliche Rahmenbedingungen für die Tierhaltung in allen Regionen Deutschlands zu schaffen, droht sich die Verlagerung der Erzeugung und schlussendlich auch der Verarbeitung ins Ausland fortzusetzen. Das wäre nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht die schlechteste Lösung, sondern auch mit Blick auf Tierwohl, Umweltschutz und Versorgungssicherheit unverantwortlich. Wir brauchen eine Agrarpolitik mit starkem Agrarhaushalt, die landwirtschaftliche Erzeugung, Wertschöpfung und Innovation im eigenen Land hält und unsere bäuerlichen Betriebe stärkt.
Zehn-Punkte-Plan des DBV vollständig umsetzen
Unsere Landwirtschaft steht an einem Scheideweg. Es liegt in der Verantwortung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Gemeinsam können die Herausforderungen bewältigt, die Chancen genutzt und die Landwirtschaft in Deutschland zukunftsfest gemacht werden. Der DBV wird mit Nachdruck Lösungen aufzeigen, die Politik muss jetzt zuhören, umsetzen und zuverlässig entlasten. Erste Schritte sind getan, doch nun muss die vollständige Umsetzung des Zehn-Punkte-Plans des DBV bis Jahresende folgen. Die tierhaltenden Betriebe benötigen die Festschreibung des verbindlichen Tierwohlvorrangs im Bau- und Immissionsschutzrecht sowie die Zurückführung der Vorgaben auf EU-Niveau und ein vereinfachtes Ermöglichen von Um- und Neubauten. Langfristige Nutzungsmöglichkeiten ohne Anpassungen sind für jeden Gesetzgebungsschritt sicherstellen. Zudem braucht es einen Zugang für alle Betriebe zu einem finanziell angemessen ausgestattetem Bundesförderprogramm für die Weiterentwicklung der Tierhaltung. Damit einher geht die vollumfängliche Neugestaltung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetz gemäß den Vorschlägen der Verbändeallianz. Schließlich ist die EU-Kommission gefordert, bei der Reform der Tierschutzvorschriften die wirtschaftliche Realität der Landwirte zu berücksichtigen und tragfähige Finanzierungskonzepte zu entwickeln. Die Tierhalterinnen und Tierhalter fordern jetzt eine enge Zusammenarbeit aller Akteure entlang der Wertschöpfungskette, um tragfähige Lösungen für mehr Tierwohl und wirtschaftliche Stabilität zu finden.
Fazit mit Fokus auf den Zehn-Punkte-Plan und Ausblick
Die deutsche Landwirtschaft steht an einem Scheideweg, an dem kurzfristige politische Maßnahmen wie die Wiedereinführung der Agrardieselrückvergütung zwar Hoffnung geben, aber keine nachhaltige Lösung bieten. Der DBV betont, dass nur die vollständige Umsetzung seines Zehn-Punkte-Plans die dringend benötigte Planungssicherheit und Zukunftsfähigkeit für die Tierhaltung und die gesamte Branche schaffen kann. Dieser Plan fordert unter anderem die Festschreibung des Tierwohlvorrangs im Bau- und Immissionsschutzrecht, die Rückführung nationaler Vorgaben auf EU-Niveau, vereinfachte Um- und Neubauten sowie einen fairen Zugang zu Förderprogrammen für alle Betriebe. Ebenso ist die Neugestaltung des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes und eine realitätsnahe Reform der EU-Tierschutzvorschriften zentral. Der Ausblick bleibt damit herausfordernd: Ohne konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen drohen weitere Unsicherheiten, Investitionsstaus und Verluste für unsere Versorgungssicherheit.

